Großes Interesse an „Reset USA“-Talkrunde in Königswinter

02.02.2017

Rund 500 Interessierte folgten der Einladung der CDU Königswinter und des CJD Königswinter, die zur Talkrunde „Reset USA – das Weiße Haus unter Präsident Donald Trump“ eingeladen hatten. An der Gesprächsrunde nahmen der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses, Dr. Norbert Röttgen, der Politikwissenschaftler und Direktor von Transatlantik Networks, Dr. Andrew Denison und die Schülervertreterin des CJD Königswinter, Lisa Neunkirchen teil. Moderiert wurde die Runde von Antje Passenheim, sie arbeitet als Journalistin beim WDR und hat mehrere Jahre in Amerika gelebt und gearbeitet.

Schnell wurde in der Talkrunde klar, wie ernüchternd die Analyse der ersten Tage der Amtszeit des neuen amerikanischen Präsidenten ausfallen. „Meint Trump was er sagt? Ja. Tut er, was er gesagt hat? Ja.“ So die konsequente Kurzfassung Röttgens. Dem folgte die präzise Darlegung, wie Trump seine Person sieht und in welcher Beziehung er sich mit der Welt wahrnimmt.
Die Inauguration habe gezeigt, so der Unionspolitiker, Trump sehe sich als Personifizierung des Volkes, durch ihn sei dem Volk die Macht wiedergegeben – im Kontrast zu den moralisch korrupten Regierungen voraus.
Weltpolitisch stünden die USA für Trump im Mittelpunkt, mit dem Rest verhielte es sich wie mit Konkurrenten, gewissermaßen Gegnern im Dealmaking. Es sei davon auszugehen, dass Trump den guten Deal machen wolle, Geld sei für den neuen amerikanischen Präsidenten ein Erfolgsmaßstab.
Multilaterale Beziehungen lehne er ab, dagegen setze er auf bilaterale Beziehungen: Amerika und …
Immer unter der Prämisse: America first.
„Diese Sichtweise bedeutet das Ende der amerikanischen Nachkriegspolitik und der Nachkriegsordnung, sie widerspricht der amerikanisch geprägten liberalen Weltordnung der letzten Jahrzehnte,“ so Röttgen.
Umfassend führte er die Unersetzbarkeit Amerikas für die Sicherheit des Westen aus, „70 Jahre Wohlstand sind eine zentrale Leistung Amerikas“. Auch den Zustand der EU, 60 Jahre nach den Römischen Verträgen, brachte Röttgen auf den Punkt: „…die schlechteste Verfassung seit Beginn.“ Deutschland müsse es als wichtigstes Anliegen betrachten, jetzt mit einigendem und stärkendem Einfluss auf die Europäische Union einzuwirken und mit einem inhaltlichen Impuls voranzugehen.
Röttgen appellierte, für die Partnerschaft mit Amerika zu kämpfen. Es gäbe viele, die die Fortführung der Gemeinschaft wollten, die auf der Basis der bestehenden Werte weiterbauen würden. Freundschaften und Allianzen – Außenbeziehungen prägen, „das ist die Gestaltungsbeziehung von Gesellschaften und dies hat uns  Frieden gebracht“.

Andrew Denison begann sein Statement mit einem amerikanischen Sprichwort: „In Amerika gibt es eine Redewendung, die heißt: Präsidenten kommen und gehen, die Interessen bleiben bestehen“, ansonsten gäbe es eine Zuspitzung.
Bereits die Gründerväter der amerikanischen Verfassung hätten den Artikel 25 Absatz 4 festgelegt, der besage, dass der Vizepräsident mit der Mehrheit der Minister oder der Mehrheit des Kongresses etwa wegen schwerer Verstöße gegen die Verfassung ein Amtsenthebungsverfahren einleiten könne.
Das Problem, so der Politikwissenschaftler, sei an Trump oft weniger der politische Inhalt, als sein Temperament, seine Ideologie und sein egoistisches Auftreten.
„Trump kann verwirren und viele, vor allem die Medien überfordern durch die Menge der Themen, die er gleichzeitig aufwirft“. Er sei ein hervorragender Selbstdarsteller.
Denison forderte die deutsche Wirtschaft auf, mehr Unternehmen in Amerika zu gründen und die Vorteile deutscher Unternehmenskultur bekannt zu machen. „Zeigt, Ihr seid toll, rückt das Chaosbild von 2015 zurecht!“ Ebenso kritisierte er die geringen Rüstungsausgaben Deutschlands und bemängelte das Handesldefizit, das endlich deutlich verringert werden solle.

Wie nah amerikanische Politik bereits den heutigen Alltag in Deutschland prägen kann, zeigte Lisa Neunkirchen auf: Eine Bekannte habe bei ihrer Einreise in Amerika auf dem Flughafen 48 Stunden Wartezeit verbringen müssen. Als Grund wurde ihr die Überprüfung der Personaldaten genannt.
Als Schülersprecherin erlebe sie allerdings, dass die Schülerinnen und Schüler sehr differenziert in der Beurteilung des amerikanischen Präsidenten seien und durchaus auch gute Inhalte seiner Politik finden könnten.

Begeistert vom Erfolg der Veranstaltung zeigten sich sowohl die Gäste der Talkrunde, CJD-Direktor Wilhelm Meyer, der CDU-Vorsitzende Roman Limbach wie auch die beiden Initiatorinnen der Frauen Union Königswinter, die engagiert die Idee dieser Veranstaltung verfolgten und zur Umsetzung vorantrieben: die Vorsitzende Renate Herrmanns und ihre FU-Vorstandskollegin Ebba Herfs-Röttgen. „Wir sind absolut beeindruckt! Dieses Thema trifft eine Sorge, die derzeit überall wahrzunehmen ist. Die vielen Interessierten an unserer Veranstaltung sprechen eine klare Sprache,“ so Renate Herrmanns.